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faithful! II Treue und Verrat der musikalischen Interpretation                                              

www.faithful-festival.de

WEITERE INFORMATIONEN:

faithful! II Treue und Verrat der musikalischen Interpretation  

13. – 23. November 2014
Berghain – Galerie Mazzoli –
Me Collectors Room Berlin RADIALSYSTEM V

Konzerte + Diskurs

Konzept, Künstlerische Leitung: Elke Moltrecht

Schirmherr: Helmut Lachenmann

Wie kann das sein? Das Publikum mag es zuweilen überraschen bis irritieren, wenn Interpretationen ein- und derselben Komposition so klingen, als handele es sich um ganz unterschiedliche Stücke.

Bei faithful! II werden solche Irritationen zum Programm. Das Berliner Festival für zeitgenössische Musik nimmt in seiner diesjährigen Ausgabe die Frage nach Treue und Verrat der musikalischen Interpretation erneut auf. Mit zahlreichen Konzerten, Diskursen, Interventionen und Experimenten eröffnet faithful! II ein spannendes Wechselspiel zwischen Musikern, Komponisten und Zuhörern.

Die künstlerische Interpretation, die Beziehung zwischen Komponist und Interpret, ist seit ihren Anfängen das Herzstück der zeitgenössischen Musik. Im 20. Jahrhundert haben sich ihr Verständnis und ihre Praxis radikal erweitert. Musikalische Interpretation ist nicht mehr nur das, was ein Musiker am Instrument macht. Theoretische, wissenschaftliche und mediale Dimensionen der Interpretation sind heute vielfältig und allgegenwärtig. faithful! II baut zukunftsweisende Anregungen aus dem ersten Festival von 2012 aus und setzt vielseitige neue Akzente. So werden wir wieder Interpretationsvergleiche und Reinterpretationen erleben, mit neuen Fragen an Interpreten und Komponisten.

Eröffnet wird das Festival mit einem kompakten Debütkonzert des legendären Künstlerkollektivs Los Angeles Free Music Society (LAFMS). Die Gruppe reinterpretiert essentielles Material, das vierzig Jahre auf eine Wiederaufnahme warten musste. Dasselbe Material wird anschließend von Berliner Improvisatoren mit Zeena Parkins als Gast neu verarbeitet werden. Hinzu kommt eine Version in einer gemeinsamen Interpretation aller Musiker. Damit stellt faithful! II gleich am Eröffnungsabend die Frage, wie zeitgenössische Musik, deren „Original“ hauptsächlich als Aufnahme existiert, interpretiert werden kann, und gibt eine direkte musikalische Antwort darauf.

Ähnlichen Fragen stellt sich das Ensemble Extrakte, das mit den Gebrüdern Teichmann Berliner Klubkultur seit den 1990er Jahren bis in die Gegenwart verarbeitet. Das Modul des Loop wird aufgegriffen und auf Instrumenten verschiedenster Kulturen sowie mit elektronischen Mitteln ausgelotet.
Drei Komponisten und drei Ensembles stehen im Rahmen des Festivals besonderen Herausforderungen gegenüber. faithful! II vergab Kompositionsaufträge an Ernstalbrecht Stiebler, Dror Feiler und Osvaldo Budon. Die entstehenden Werke sollten für Ensembles ganz verschiedener Backgrounds interpretierbar sein. Im Vergleich hört man also dieselben Stücke, interpretiert von Norrbotten NEO, dem schwedischen Ensemble für zeitgenössische Musik, einer Gruppe von Improvisationsmusikern und der Lautten Compagney, einem Ensemble für Alte Musik. Das Festival stellt damit die Notationsweise, Instrumentation und Herangehensweise der Komponisten und Ensembles auf den Prüfstand. Die Frage lautet: gibt es „musikalische Objektivität”?

faithful! II intensiviert den Interpretationsvergleich ausgewählter zeitgenössischer Werke mit international renommierten Ensembles – Oslo Sinfonietta, Ensemble Multilatérale und Norrbotten NEO, Sonar Quartett, Tana String Quartet – sowie mit Solomusikern und Soloensembles.
faithful! II verortet ein mobiles Interventionsprojekt in eine Galerie, in der die französische Cellistin Séverine Ballon neue Musik in einen Zusammenhang mit zeitgenössischer Bildender Kunst stellt. Das Festival präsentiert Remixe von Iannis Xenakis’ Persepolis und Reinterpretationen im Vergleich mit der Komposition Cogito von Iancu Dumitrescu und Musik von Ashtray Navigations. Alexander Frangenheim und Séverine Ballon erarbeiten dafür eigene Versionen.
Die Anfänge der grafischen Notation werden mit Partituren des griechischen Komponisten Anestis Logothetis durch zwei Ensembles untersucht.

Bestimmte Stücke des Festivals werden nochmals in einem 3 D-Sound-Environment von Charlie Morrow zu erleben sein. Der dreidimensionale Klangraum macht Klangdetails wahrnehmbar, die in einem Konzertsaal auch bei bester Akustik verborgen blieben. Charlie Morrow schaltet zusätzlich aus einem adäquaten True-3-D-Raum in New York Stücke passend zum Festivalthema.

Die Musik der Band Califone aus Chicago erlaubt mit Tim Rutili und weiteren Multiinstrumentalisten das scheinbar Fragmentarische, Skizzenhafte; sie speist sich aus Folklore, Rock und elektronischen Experimenten. Mal spielen sie impressionistisch-instrumentalen Jazzrock oder sphärischen Blues-Instrumental, mal entlehnen sie Elemente aus Krautrock oder Trip Hop oder sie reinterpretieren Stücke von Psychic TV oder Rolling Stones. Califone verortet musikalische Reinterpretation grandios zwischen Experiment und unerhörten Klangwelten.

Johannes Kreidler schließlich programmiert ein Keyboard so um, dass der Ton erst beim Loslassen der Taste erklingt. Dies widerspricht fundamental dem Tastengefühl, das ein Pianist durch jahrelanges Üben erworben hat. Das Publikum, aber auch professionelle Pianisten sind eingeladen, auf diesem Instrument zu spielen.

Musiker_innen und Komponist_innen:
OndÅ™ej Adámek, Liz Allbee, Ashtray Navigations, Séverine Ballon, Burkhard Beins, Sebastian Berweck, Sandeep Bhagwati, Frank Bedrossian, Christian von Borries, Osvaldo Budon, Califone, Jani Christou, Iancu Dumitrescu, Ensemble Extrakte, Ensemble Multilatérale, Dror Feiler, Alexander Frangenheim, Reinhold Friedl, Gebrüder Teichmann, Burkhard Glaetzner, Gérard Grisey, Georg Friedrich Haas, Alois Hába, Lars Petter Hagen, Robin Hayward, Steve Heather, Clara Iannotta, Hilary Jeffery, Gregorio García Karman, Johannes Kreidler, Lautten Compagney, Anestis Logothetis, Logothetis Ensemble, Los Angeles Free Music Society, Ernesto Molinari, Charlie Morrow, Theo Nabicht, Ensemble Norrbotten NEO, Andrea Neumann, Oslo Sinfonietta, Zeena Parkins, Lydia Rilling, Giacinto Scelsi, Gerd Schenker, Chiyoko Szlavnics, Sonar Quartett, Ernstalbrecht Stiebler, Ernst Surberg, Tana String Quartet, Biliana Voutchkova, Christopher Williams, Iannis Xenakis, Marta Zapparoli aka Penelopex, u.a.


Ein Projekt von x-tract-production. www.x-tract-production.de
Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds. Mit freundlicher Unterstützung durch Impuls Neue Musik/Deutsch-französischer Fonds für zeitgenössische Musik, das Künstlerprogramm des DAAD, Deutschlandradio Kultur, Filmwerkstatt Kiel der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein GmbH (Film Zeile für Zeile), Kulturrådet/Swedish Arts Council, Norrbottensmusiken, Oslo Sinfonietta, matralab/Concordia University, FRQSC, morrowsound, Königlich Norwegische Botschaft und Music Norway. Präsentiert von der Alfried Krupp von Bohlen und der Halbach-Stiftung.
Kooperationspartner: Blickpunkte e.V.

Informationen unter: www.faithful-festival.de
Reservierung: www.reservix.de, RADIALSYSTEM V, t +49 (0)30 288 788 588
Kasse: Holzmarktstr. 33, 10243 Berlin, Di - Fr, 10:00 - 19:00 Uhr und Sa, 12:00 - 19:00 Uhr
Tickets: 5 - 18 EUR / Kombitickets 18 - 28 EUR